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Integration nicht dem Zufall überlassen!

Raphaelo, das Übergangs- und Auszugsmanagement der Caritas für Geflüchtete erhält von der Ricarda und Udo Niedergerke Stiftung 21.000 Euro zur personellen Verstärkung des Projekts. Erschienen am:

Derzeit leben rund 3.700 Flüchtlinge mit über 60 verschiedenen Nationalitäten in den dezentral im Stadtgebiet verteilten Unterkünften der LHH (Stand: 24. Januar 2018).

Davon etwa 150 in vier Einrichtungen in Trägerschaft der Caritas.

Die Unterbringung von Flüchtlingen klappe in Hannover inzwischen gut und auch die Standards zur Unterbringung und Betreuung in den Wohnheimen seien besser als in vielen anderen Städten, hieß es gestern im Gespräch mit Verantwortlichen der Caritas. Aber wie sieht die Situation für die Familien aus, wenn Sie einen verfestigten Aufenthalt erhalten, aus den Gemeinschaftsunterkünften ausziehen und in Hannover bleiben dürfen?

Raphaelo Pressegespräch
Von links: Songül Ekinci, Jameel Ismail, Christian Loh, Dr. Ricarda Niedergerke, Dr. Andreas Schubert, Dr. Udo NiedergerkeWiezorek
 
"Integration darf nicht dem Zufall überlassen werden", betonte Dr. Andreas Schubert, Vorstand der Caritas in Hannover, deshalb habe man bereits 2013 gemeinsam mit der Ricarda und Udo Niedergerke Stiftung mit dem Projekt "Raphaelo" ein Übergangs- und Auszugsmanagement für die vier Caritas Einrichtungen in der Stadt initiiert.
 
Geflüchtete, die eine Anerkennung als Asylberechtigte bekommen oder ein Bleiberecht erhalten, dürfen aus der zugewiesenen Gemeinschaftsunterkunft ausziehen, sich selbst eine Wohnung suchen oder erhalten ein Wohnungsangebot im Rahmen der Belegrechte für Sozialwohnungen der Stadt. Auf Grund des akuten Wohnraummangels liegt Vermittlung je nach Wohnungsgröße zwischen 6 Monaten und 1,5 Jahren. "Eine private Wohnung anzumieten, ist für Menschen, die mit unserer Sprache und den vielen behördlichen Notwendigkeiten zur Anmietung einer Wohnung nicht vertraut sind, fast nicht möglich. Zumal Geflüchtete auch mit Vorurteilen zu kämpfen haben und manches Mal nicht mal die Chance zur Besichtigung erhalten", erzählt Songül Ekinci, die seit 2015 als Sozialarbeiterin das Projekt der Caritas umsetzt.
 
In den Stadtteilen seien die neuen Bewohner oftmals auf sich allein gestellt und wüssten nicht, wo sie Hilfe und Unterstützung erhalten können.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas unterstützen die Familien bereits im Wohnheim und begleiten sie bis zu einem Jahr nach ihrem Auszug aus der Unterkunft.
"Wir unterstützen beim Kontakt zu Vor- und Vermietern, organisieren und begleiten zu Besichtigungsterminen, kümmern uns gemeinsam mit den Betroffenen um Möbel, Erstausstattung und den Umzug", erklärt Christian Loh, der dank der Ricarda und Udo Niedergerke Stiftung das Projekt seit Ende 2017 als Sozialarbeiter im Berufsanerkennungsjahr verstärkt.
 
Nicht immer würden sich die Familien auf den Auszug freuen, obwohl das Leben im Wohnheim sehr beengt und belastend wäre. Viele hätten Angst, den Schutz der Gemeinschaft und die Sicherheit durch die betreuenden Sozialarbeiter zu verlieren.
Daher seien oftmals motivierende Gespräche notwendig, um Ängste zu nehmen und wieder auf die eigenen Fähigkeiten zu vertrauen.
 
Jameel Ismail (49) bezeichnete es als großes Glück, die Unterstützung von Raphaelo zu haben: "Wir haben jetzt eine Wohnung und Platz für unsere vier Kinder. Unsere Kinder gehen zur Schule und in den Kindergarten und meine Frau und ich können einen Sprachkurs besuchen. Alle Papiere hätten wir nie alleine geschafft. Wir sind so dankbar hier in Deutschland und in Hannover leben zu dürfen."
Ismail war im März 2015 aus Syrien geflohen, konnte später seine Familie nachholen und mit der Unterstützung der Caritas Mitarbeiter im Juli 2017 in Räume der katholischen Ordensgemeinschaft der Karmelitinnen ziehen.
 
"Im neuen Quartier geht es zuerst um die ganz alltäglichen Dinge, wie Mülltrennung und Hausordnung, um die Anmeldung der Kinder bei Schulen und Kitas", beschreibt Ekinci ihre Aufgaben. "Aber auch um Kontakt zur Nachbarschaft und Vernetzung im Stadtteil."
 
Ziel des Projektes sei die Integration in die Stadtteile und die psychosoziale Stabilisierung der Geflüchteten durch eine intensive sozialpädagogische Begleitung vom Wohnheim in die eigene Wohnung. Vom "betreuten" Leben in der Gemeinschaftsunterkunft hin zu einem eigenständigen und selbstbestimmten Leben in der neuen Heimat.
Dieser Weg stelle für viele eine große Herausforderung dar und sei nicht nur vom Integrationswillen der Geflüchteten, sondern auch von der Aufnahmebereitschaft der Mitbürger abhängig. "Wer Integration fordert, muss auch Integration zulassen", beschreibt Ekinci ihre Erfahrungen. Soziale Kontakte sowie Bildungs- und Lernorte seien neben Sprachkursen und Arbeitsaufnahme Dreh- und Angelpunkt gesellschaftlicher Teilhabe und persönlicher Identifikation mit dem Quartier und der deutschen Kultur.
 
"Wir müssen den Menschen, die ein Bleiberecht in unserem Land haben und auf absehbare Zeit nicht in ihre Heimat zurückkehren können, dabei helfen, hier eine neue Heimat zu finden", erklärte Udo Niedergerke auf die Frage nach der Motivation der gleichnamigen Stiftung zur Förderung des Projektes. "Je früher die Situation der Menschen in den Blick genommen wird, umso besser kann eine nachhaltige Integration gelingen. Davon sind wir überzeugt", ergänzte Niedergerke.
 
Bereits 2013 hatte die Stiftung 31.000 Euro für den Start des Projekts zur Verfügung gestellt. Ende 2014 wurde es mit einer 0,5 Sozialarbeiterstelle in die institutionelle Förderung der Stadt übernommen. Annähernd 240 Menschen konnten seitdem durch das Projekt erfolgreich begleitet werden. Der Hilfebedarf sei aber in den letzten Jahren stark angestiegen. Zum einen auf Grund des starken Zuzuges und des großen Wohnraummangels. Zum anderen auf Grund der besonderen Problemlagen der Geflüchteten, wie Traumatisierungen und gesundheitliche Belastungen und sprachlicher Barrieren.
 
Die Ricarda und Udo Niedergerke Stiftung hat Ende 2017 auf diesen erhöhten Bedarf reagiert und fördert seit dem 01.11.2017 eine zusätzliche Stelle für einen Sozialarbeiter im Berufsanerkennungsjahr mit 21.000 Euro. Die Caritas übernimmt einen Eigenanteil von 5.000 Euro.
 
Fotonachweis:
Von links: Songül Ekinci, Jameel Ismail, Christian Loh, Dr. Ricarda Niedergerke, Dr. Andreas Schubert, Dr. Udo Niedergerke
 
Not sehen und handeln - dieser Anspruch bedeutet für die Caritas in Hannover, den Menschen dort zu helfen, wo sie es am meisten brauchen. In unseren Einrichtungen und Beratungsstellen entlasten engagierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter täglich Menschen in Situationen, die sie nicht allein bewältigen können. Gemeinsam entwickeln sie Perspektiven, so dass Hilfesuchende neuen Mut und Hoffnung schöpfen können. Dabei richten sich unsere Dienste an alle Mitbürgerinnen und Mitbürger in der Region Hannover, gleichgültig welcher Konfession, Herkunft, Nationalität oder Hautfarbe.
Christiane Kemper
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
und Kommunikation
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