Ein unterschiedliches Verständnis von Krankheit und Gesundheit sowie fehlende Sprachkenntnisse erschweren Diagnostik und Therapie von Menschen mit Migrationshintergrund. Für eine bessere Integration von Migranten in die Gesundheitsversorgung bietet das Deutsche Institut für Ärztliche Mission e.V. (Difäm) im Rahmen seiner Akademie für Gesundheit in der Einen Welt gemeinsam mit der Tropenklinik Paul-Lechler-Krankenhaus gGmbH und dem Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung des Universitätsklinikums Tübingen interdisziplinäre Fortbildungen an. Das Angebot wird im Rahmen des Programms „Operation Team – Interprofessionelle Fortbildungen in den Gesundheitsberufen" von der Robert Bosch Stiftung gefördert.
"Türkische Patienten drücken ihre Leiden häufig in Organchiffren aus, die für deutsche Ärzte missverständlich sein können", so Dr. Isabel Fernández, Difäm-Referentin für Flucht und Migration. So bedeutet das türkische Wort ciğer sowohl Lunge als auch Leber und kann für Trauer, Krankheit oder Schmerzen stehen. Für eine gute Gesundheitsversorgung ist eine gelingende Kommunikation zwischen Arzt und Patient grundlegend. Vor allem die Versorgung von Menschen, die nach traumatischen Erlebnissen unter Folgestörungen leiden, stellen Ärzte sowie Pflegende aufgrund sprachlicher und kultureller Barrieren vor besondere Herausforderungen. "Mit einem interprofessionellen und praxisnahen Fortbildungspaket zum interkulturellen Umgang mit Gesundheit und Krankheit wollen wir die Kommunikation und dadurch die Gesundheitsversorgung und Integration von Geflüchteten und Migranten verbessern", sagt Dr. Isabel Fernández.
Vorgesehen sind vier Fortbildungsblöcke à vier Stunden. Einführend stehen Themen wie die Rechtslage zur Gesundheitsversorgung in Deutschland und die medizinische Geographie der Herkunftsländer im Mittelpunkt. Themen wie das Rollen- oder Krankheitsverständnis anderer Kulturen bilden das Kernstück des Trainings und werden von den Referentinnen und Referenten durch medizinisches Fachwissen über relevante Krankheiten ergänzt. Mit den Angeboten sollen Hausärzte und ihre Praxisteams, Pflegekräfte und Menschen anderer Gesundheitsberufe sowie Ehrenamtliche und Übersetzende zusammengebracht werden. "Unser Ziel sind kulturell kompetente, interprofessionelle Teams, die im Praxisalltag zur Integration von Migranten in die Gesellschaft und das Gesundheitssystem beitragen", erklärt Isabel Fernández. Nach den Fortbildungen erhalten die Absolventen Zugang zu einer Online-Plattform für die weitere Vernetzung.
Das geförderte Gemeinschaftsprojekt ist auf zwei Jahre ausgelegt. Evaluiert wird das Fortbildungsangebot durch das Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung mit seiner Kompetenz in der Primärversorgungsforschung.
Kurszeiten und Anmeldung finden Sie auf www.difaem.de/fachangebote/seminare
Fortbildungen zum interkulturellen Umgang mit Krankheit im Praxisalltag
Bedarfe von Migranten richtig erkennen
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